Trotz Warnung von RKI nach Vergiftungen nach „Magen-Botox“ – Ästhetische Botulinum-Behandlungen in Deutschland sicher
Die DGBT steht seit mehr als 20 Jahren für die Qualitätssicherung im Umgang mit Botulinum- und Fillerpräparaten in der ästhetischen Behandlung. Im Rahmen der Referententagung in München wurden unter anderem auch mögliche Bedenken der Patient*innen durch die Schlagzeilen zu den Botulismusfällen diskutiert. Es gibt zumindest für die ästhetische Anwendungen Entwarnung! In Deutschland gibt es seit der Erstzulassung eines Botulinumpräparates für die ästhetische Gesichtsbehandlung vor über 20 Jahren keinen einzigen dokumentierten Fall von Botulismus. Laut Dr. med. Alexandra Ogilvie, der Vizepräsidentin der Gesellschaft, gibt es keinen Grund für Unsicherheiten bei ästhetischen Behandlungen mit Botulinumpärparaten im Gesicht.
„Nur zum Vergleich: Bei der Behandlung der Zornesfalte (Glabella) kommen lediglich 20 Einheiten Botulinum zum Einsatz.“
Laut DGBT: „Es gibt keinen Grund für Unsicherheiten bei ästhetischen Behandlungen mit Botulinumpärparaten im Gesicht“
Die Injektion von Botulinum in die Magenwand zur Gewichtsreduktion wird in Deutschland äußerst selten angeboten. Laut Fachliteratur* werden bei dem endoskopisch durchgeführten Eingriff 300 Einheiten eines Botulinumpräparates über 16 Injektionsstellen im gesamten Magenschlauch injiziert, um eine vorrübergehende Schwächung der Magenmuskulatur zu erreichen. Infolgedessen wird der Verdauungsvorgang im Magen verlangsamt, was zu einem länger anhaltenden Sättigungsgefühl führt. „Wie genau es zu den Botulismusfällen bei den deutschen Patienten und Patientinnen in der Türkei kommen konnte, ist bis dato noch unbekannt, da wir nichts über die Dosierung und dortige Injektionstechnik wissen“, sagt Dr. med. Alexandra Ogilvie. „Es gab Studien, die die Effektivität dieses Verfahrens nicht bestätigt haben, daher wird es in Deutschland so gut wie gar nicht angewendet. Es liegt der Verdacht nahe, dass es in der Türkei zu Überdosierungen kam, um eine erfolgreiche Behandlung zu erreichen,“ so die Fachärztin für Dermatologie weiter.
Welchen Effekt hat Botulinumtoxin zur Gewichtsabnahme?
Es gab bereits 2013 eine Studie der Mayo Klinik in Rochester, in Botox-Injektionen in den Magen weitgehend als Placebo beschrieben werden. Zudem kam es bei einige Probanden zu Nebenwirkungen wie verstärktem Reflux und Verdauungsproblemen.
Wie wirkt sich Botulismus aus?
Folgende Symptome können auf eine Vergiftung nach der Injektion von Botulinumpräparaten oder aber auch nach Vergiftung mit Lebensmitteln laut RKI hindeuten:
- Seh- und Sprachstörungen – wie Augenflimmern, Akkommodationsstörung und Lichtscheu. Die Pupillen sind meist erweitert und nicht lichtreagibel.
- Schwäche in Armen und Beinen – Lähmung der Feinmotorik der Hand
- Schluck- und Atembeschwerden
Bei Symptomen nach einer Botulinum-Injektion zur Gewichtsreduktion, sollte sofort ärztlicher Kontakt bestehen.
Wie wird eine Botulinumvergiftung behandelt?
Botulismusfälle treten in Deutschland extrem selten auf und rühren überwiegend von einer Lebensmittelvergiftung her. Daher ist ein Gegenmittel zwar verfügbar, aber nur über sogenannte Notfalldepots, die über ein Botulismus-Antitoxin verfügen. Das Antitoxin kann nur im Blut befindliches Botulinumtoxin unschädlich machen, nicht aber Gift, das schon an Gewebestrukturen gebunden ist, daher ist ein schnelles Handeln erforderlich.
Ist eine Botulinum Behandlung in Deutschland sicher?
Bei dem sogenannten „Magen-Botox“ wird das Medikament Botulinumtoxin Typ A in wesentlich größeren Dosen eingesetzt als bei ästhetischen Gesichtsbehandlungen. Dennoch sollte es bei korrekter Anwendung sicher sein. In Deutschland ist der Botulismus-Verdacht für Ärzt:innen gemäß § 6.1 Infektionsschutzgesetz (IfSG) meldepflichtig und es muss in Folge auch der Labornachweis von Clostridium botulinum oder Botulinum-Toxin (§ 7.1 IfSG) gemeldet werden. Seit Zulassung von Botulinumpräparaten für die ästhetische Gesichtsbehandlung ist kein einziger Fall bekannt. Es gilt daher als sicher.
Weiterführende Links:
https://www.dgbt.de/patienteninfo/haeufige-fragen-zu-botox/
Zum Hintergrund: Die jüngst in Deutschland gemeldeten Fälle von Botulismus unterzogen sich alle ausnahmslos in der Türkei einer sogenannten „Magen-Botox“-Behandlung, die den Patient*innen einen schnellen Gewichtsverlust in Aussicht stellt. Dabei soll sich die Methode vor allem für Patient*innen mit moderatem Übergewicht mit einem BMI von maximal 35 eignen. Von einem Gewichtsverlust von bis zu 20 kg in nur 6 Monaten ist die Rede. Insgesamt 12 Vergiftungsfälle in 5 Bundesländern wurden die vergangenen Tage durch das Robert-Koch-Institut (RKI) bestätigt. Alle bekannten Fälle ließen sich dabei Ende Februar in der Türkei behandeln. Eine deutliche Überdosierung wird vermutet, kann aber bis zum heutigen Stand nicht bestätigt werden.
ÜBER DIE DGBT
Die Deutsche Gesellschaft für Ästhetische Botulinum- und Filler-Therapie e.V. (DGBT) ist die erste Fachgesellschaft, die ihre Interessen auf die ästhetische Therapie mit Botulinum und Fillern fokussiert. Sie ist mit nun fast 2000 Mitgliedern im deutschsprachigen Raum die Fachgesellschaft Nummer 1, welche sich der Aus- und Weiterbildung von Ärzten in der ästhetischen Anwendung von Botulinum und Fillern verschrieben hat. In über 40 Zertifizierungskursen werden pro Jahr deutschlandweit sowie in Österreich und der Schweiz, Ärzte verschiedener Fachrichtungen in der Anwendung und Behandlung geschult. Längst hat sich die alle zwei Jahre stattfindende Fachtagung der DGBT darüber hinaus zu einem hochkarätigen wissenschaftlichen Meeting mit internationalen Sprechern etabliert und dient dem interdisziplinären Austausch von Kollegen und Vertretern der Industrie.
*Quelle: Şen O, Gökhan Türkçapar A. Gastric botulinum toxin-A application for weight loss therapy. Turk J Gastroenterol. 2021; 32(1): 66-69.